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Vom Sommer der Extreme bis hin zu Anzeichen der Hoffnung

Der Kommentar von Dr. Martin Köppel zur aktuellen klimapolitischen Lage

Der Sommer ist nun zu Ende – der heißeste Sommer seit etwa 120.000 Jahren! Zweifelsohne: ein Sommer der Extreme. Von Hitzewellen in Südeuropa und Amerika, den schlimmen Waldbränden in der Mittelmeerregion, in Kanada sowie auf Hawaii bis hin zu Starkregen und Überflutungen in Slowenien, Österreich, China oder auch hier in (Süd-)bayern mit golfballgroßen Hagelkörnern und zuletzt noch der katastrophale Sturm in Libyen, bei dem Tausende – wahrscheinlich sogar Zehntausende – Menschen starben. Wir alle merken, dass sich bei diesem Ausmaß inzwischen etwas grundlegend verschoben hat. „Der Planet kocht“, so hat es UN-Generalsekretär António Guterres vor kurzem ausgedrückt. Die Erde ist am Limit. Während all diese verheerenden Katastrophen bei einer Erderwärmung von aktuell 1,2 °C auftreten – wie wird die Situation wohl bei einer Erderwärmung von 2 °C oder 2,5 °C aussehen?

Denn: dass der Klimawandel einen erheblichen Anteil an vielen der oben genannten Katastrophen hat, ist inzwischen wissenschaftlich immer besser durch die sogenannte Attributionsforschung belegt. Hiernach hat der Klimawandel die Katastrophe in Libyen um bis zu 50-mal wahrscheinlicher gemacht. Die Menschheit hat die sichere Nische nun endgültig verlassen. So fasst der bekannte Klimaforscher Johan Rockström sein Update zu den planetaren Grenzen zusammen. Während die Menschheit 2015 „nur“ vier der planetaren Grenzen überschritten hatte, sind es inzwischen sechs von neun Bereichen, bei denen wir die Grenzen stabiler Verhältnisse gesprengt haben. Eine wirklich besorgniserregende Nachricht!

Und was passiert auf politischer Ebene, um die schlimmsten Folgen der Klimakatastrophe abzuwenden? Gerade erst hat eine aktuelle Studie die deutsche Klimapolitik als ungenügend bewertet. Deutschland, so die Autor*innen der Studie, müsse seine Klimapolitik erheblich verbessern, um die 1,5-Grad-Grenze noch erreichen zu können. Wie wollen wir von anderen Ländern erwarten, dass diese ihren Klimaschutzverpflichtungen nachkommen, wenn wir es als viertgrößte Volkswirtschaft der Welt nicht schaffen?

Auch die Klima-Beschlüsse des G20-Treffens entsprechen bei weitem nicht dem, was angesichts der eskalierenden Klimakrise eigentlich notwendig wäre. Die Staaten, die für etwas 80 Prozent des weltweiten Ausstoßes klimaschädlicher Gase verantwortlich sind, schaffen es nicht, sich klar zu einem Ausstieg aus Öl und Gas zu bekennen. Dennoch gibt es hier einen Hoffnungsschimmer: eine Verdreifachung der Erneuerbaren-Kapazitäten bis 2030 als neues Ziel für den Ausbau Erneuerbarer Energien.

Der verstärkte Ausbau der Erneuerbaren Energien war auch ein zentrales Ergebnis des ersten Afrika-Klimagipfels, der gerade zu Ende gegangen ist. Während der afrikanische Kontinent bereits heute stark unter den Folgen der Klimakrise leidet, ist sein Beitrag zu den klimaschädlichen Treibhausgasemissionen gering. Die Folgen der Klimakatastrophe sind hier bereits so groß, dass einige Staaten bis zur Hälfte ihres Bruttoinlandsprodukts ausgeben, um klimabedingte Zerstörung zu bewältigen. Umso erfreulicher, dass sich die afrikanischen Staaten darauf geeinigt haben, die großen Chancen der grünen Transformation zu nutzen und sich konkrete Ziele für den verstärkten Ausbau Erneuerbarer Energien – eine Versechsfachung erneuerbarer Kapazitäten bis 2030 – gesetzt haben.

Vom Landtagswahlkampf hier in Bayern gar nicht zu sprechen: „Versprochen – gebrochen“ sollte es bei dem Ziel der CSU, dass Bayern auf Platz 1 bei den Erneuerbaren Energien kommt, eher heißen. Eine von uns in Auftrag gegebene Umfrage hat ergeben, dass bis zu 17% der Nicht-CSU-Wähler*innen bei der kommenden Landtagswahl CSU wählen, wenn diese sich stärker für die Erneuerbaren einsetzen würde. Für die CSU wäre somit eine absolute Mehrheit möglich, wenn Markus Söder und die CSU glaubwürdiger den Ausbau von Wind- und Solarenergie vorantreiben! Es ist schon sehr erstaunlich, dass Söder und die CSU dieses enorme Wählerpotential einfach auf der Straße liegen lassen.

Nach alldem ist es daher umso wichtiger, dass wir mit aller uns zur Verfügung stehenden Kraft das Ende der Fossilität einläuten. Für Deutschland zum Beispiel würde dies bedeuten, dass wir mit der Verkehrswende endlich ernst machen. Wie dies konkret gelingen kann, hat kürzlich der Verkehrsforscher Prof. Felix Creutzig vorgeschlagen. Global gibt es zudem die Initiative für einen Nichtverbreitungsvertrag fossiler Brennstoffe, dem sich gerade auch Kalifornien, eine der größten Volkwirtschaftsregionen der Welt, mit großer Zustimmung im Parlament angeschlossen hat. Auch wir als Protect the Planet unterstützen diesen Impuls.

Apropos Kalifornien: umso hoffnungsvoller macht es mich zu sehen, dass Kalifornien gerade fünf der weltgrößten Ölkonzerne auf Schadensersatz in Milliardenhöhe verklagt. Der Vorwurf: Irreführung der Menschen und Lügen beim Thema Klimawandel. Oder dass wir zum Beispiel mit über 250.000 Menschen am vorletzten Freitag beim Globalen Klimastreik von Fridays for Future waren. Oder, dass die Faktenbroschüre unseres WindRats mit wichtigen Informationen zum Thema Windenergie auf unerwartet große Resonanz gestoßen ist. Oder oder oder: Lesen Sie selber in der September-Ausgabe unseres Newsletters.

Herzliche Grüße

Dr. Martin Köppel

Geschäftsführer von Protect the Planet

PS: das Bild ist übrigens vom Gletscher (Nördlicher Schneeferner) am Zugspitzplatt, wo ich vor Kurzem noch war. Was schätzen Sie: Um bis zu wieviel Zentimeter schmilzt der Gletscher auf der Zugspitze an einem heißen Tag? Es sind bis zu 11 Zentimeter. Pro Tag! Wenn wir dann wissen, dass circa zehn Meter Neuschnee notwendig sind, um einen Meter Gletschereis zu bilden, wird schnell klar: Für die Zugspitz-Gletscher gibt es keine Hoffnung mehr!

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